Leider zeigten sich bald wieder dunkle Wolken am Horizont. Genau zum Zeitpunkt der Eröffnung der Pension Klostermühle, am 30. Mai 1973, beschloss die Bundesregierung, die Saar von Saarbrücken bis zur Mosel zu einer Großschifffahrtstraße auszubauen. Welche Auswirkungen das für uns und unseren neuen Betrieb zu bedeuten hatte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar. In Andernach ist am 29.4.1977 der Vertrag zum Ausbau der Saarwasserkraftwerke Schoden, Serrig, Mettlach und Rehlingen unterzeichnet worden. Um die Schiffbarkeit der Saar zu erreichen war eine Erhöhung des Wasserspiegels um 4,3 Meter notwendig. Dies bedeutete für uns, dass das Niveau des Baches auf annähernd Erdgeschosshöhe angehoben werden musste. Nun sollte unser Haus mit einer Dichtwand eingefasst werden, um gegen den erhöhten Grundwasserspiegel gesichert zu sein. Eine Erweiterung der Pension Klostermühle wäre damit unmöglich geworden.
Auf Grund des geringen Gefälles des Ockfener Baches und einem relativ großen Einzugsgebietes, bestand die Gefahr, dass im Falle eines schweren örtlichen Gewitters, der Weinkeller in wenigen Minuten vollgelaufen wäre. Mit einer Dichtwand hätte das Wasser nicht mehr entweichen können. Zudem konnte niemand die Garantie geben, dass die Stabilität der sehr alten Grundmauern des Kellers, aus dem 16. Jahrhundert, Stand gehalten hätten. Anders als bei Saarhochwassern, die 6 bis 8 Stunden vorher erkennbar sind, und die wir in den 1970er und 1980er Jahren auch öfter miterlebten, wäre ein lokal steigender Pegel nicht vorhersehbar gewesen. Notwendige Vorkehrungen zur Schadensvermeidung wären nicht möglich.
Am 19.1.1977 war das erste Gespräch zwischen der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest und der Familie Minn. Hierbei ging es um die „Anpassung des Anwesens Minn an die Verhältnisse nach dem Ausbau der Saar“. Jahrelange Rechtsstreitigkeiten Minn gegen die Bundesrepublik Deutschland (Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, Saarbrücken und Mainz) belasteten die Gesundheit unsere Familie und auch das Geschäft. Kunden blieben fern weil sie Bagger, Lärm und Verkehrsbehinderungen vermuteten. Der gerade neu aufgebaute Kundenstamm aus dem benachbarten Saarland zerbrach, da die Anfahrt für die Gäste sehr beschwerlich wurde und der Sonntag nicht mehr ungestört verbracht werden konnte.
Während die Ausbaumaßnahmen der Saar voranschritten wurden Gutachten über unser Haus erstellt. Es kam zu einem Vergleich beider Prozessgegner. Der Vergleich sah eine Entschädigungssumme vor und unsere Familie, federführend Regina Minn, entschied sich für einen kompletten Neubau. Diese Entscheidung war der Grundstein für den Aufbau zweier Betriebe, dem Hotel-Restaurant und dem Weingut. Die Zeit der Fertigstellung des Saarausbaus nahte und der Stautermin rückte näher. Die Landsiedlung Koblenz half bei der Umsetzung der vielfältigen Ideen.